Osnabrück

Osnabrück
Os|na|brụ̈ck:
Stadt in Niedersachsen.

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Osnabrụ̈ck,
 
1) kreisfreie Stadt in Niedersachsen, 64 m über dem Meeresspiegel, Verwaltungssitz des Landkreises Osnabrück, an der Hase zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge, 164 500 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1973, eröffnet 1974), Fachhochschule Osnabrück, Katholische Fachhochschule Norddeutschland; Sitz der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Niedersächsisches Staatsarchiv, E.-M.-Remarque-Archiv, kulturgeschichtliches Museum, Industriemuseum, Naturkundezentrum am Schölerberg mit Planetarium, Zoo, botanischer Garten (Westerberg). Industrie entwickelte sich im Anschluss an die Eisenerz- und Kohleförderung am Piesberg; wichtigste Zweige sind heute Fahrzeug- und Werkzeugmaschinenbau, Kabelmetallherstellung, Papierindustrie. Vom Mittellandkanal führt ein Zweigkanal nach Osnabrück (Binnenhafen).
 
 
Der Stadtkern erlitt im Zweiten Weltkrieg schwere Schäden. Wiederhergestellt wurden u. a. der Dom Sankt Peter (1218-77, auf Vorgängerbau), eine spätromanische Basilika mit mächtiger Westfassade (im Kern 11. Jahrhundert), zwei ungleichen Türmen, Fensterrose (1305) und Portal (1531); reicher Domschatz. Von großer städtebauliche Wirkung ist die Doppelturmfassade der frühgotischen Johanniskirche (1256-92, auf Vorgängerbau des 11. Jahrhunderts); die evangelische Pfarr- und Marktkirche Sankt Marien entstand zwischen 1280 und 1324 auf Vorgängerbauten, der reich gegliederte Umgangschor wurde ab 1430 angefügt, im Schiff wurden nach 1543 Emporen eingebaut; evangelische Santa-Katharinen-Kirche (um 1342 begonnen, auf Vorgängerbau; Wölbung um 1420/30) mit höchstem niedersächsischem Westturm (103 m) des 15. Jahrhunderts; Kirche des 1284 gegründeten Dominikanerklosters im Typ niedersächsischer Bettelordenskirchen (13.-15. Jahrhundert). Am Markt das Rathaus (1487-1512) mit Friedenssaal sowie Stadtwaage (1531). Das ehemalige Fürstbischöfliche Schloss (1667-75, heute Universität) ist eine Vierflügelanlage mit barockem Ehrenhof. Im Hegertorviertel, zwischen Rathaus und ehemaliger Stadtbefestigung, saniertes Altstadtquartier (geschlossene Straßenzüge mit Häusern des 16.-19. Jahrhunderts). Im Ledenhof, einem Adelshof des 16. Jahrhunderts (im Kern älter), ist heute die Musikbibliothek untergebracht. Städtisches Theater im Jugendstil (1907-09). Justus-Möser-Denkmal von J. F. Drake (1836), Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs von G. Marcks (1962). Den Erweiterungsbau des kulturgeschichtlichen Museums mit Felix-Nussbaum-Museum (1995-98) entwarf der amerikanische Architekt D. Libeskind.
 
 
Osnabrück ging aus einer um 780 neben dem Bischofssitz angelegten Siedlung hervor, die Anfang des 12. Jahrhunderts mit einer Mauer umgeben worden war. Gegen 1300 erreichte Osnabrück, seit Mitte des 12. Jahrhunderts als Stadt bezeichnet, seine bis ins 19. Jahrhundert währende größte Ausdehnung. Die Stadt gehörte der Hanse an und hatte durch ihre Prüfstelle (Legge) großen Anteil am Leinenhandel. 1643-48 fanden in Osnabrück Verhandlungen zur Beendigung des Dreißigjährigen Krieges statt, der mit Unterzeichnung des Westfälischen Friedens am 24. 10. 1648 in Münster und Osnabrück endete. Bis 1803 gehörte Osnabrück zum gleichnamigen Fürstbistum, mit dem es 1815 an Hannover kam.
 
 2) Landkreis im Regierungsbezirk Weser-Ems, Niedersachsen, 2 122 km2, 353 000 Einwohner; umfasst Teile des Teutoburger Waldes und Wiehengebirges mit dazwischenliegendem Hügelland, der Norden (Geestlandschaft, das fruchtbare Artland) und der Südwestzipfel (in der Westfälischen Bucht) gehören zum Norddeutschen Tiefland. Ackerbau ist der wichtigste Zweig der Landwirtschaft. Industrie findet sich in den Städten Melle (Solbad), Bramsche, Georgsmarienhütte, Quakenbrück, Bad Iburg (Kneippheilbad), Fürstenau, Dissen am Teutoburger Wald und Bersenbrück. Bad Essen, Bad Laer und Bad Rothenfelde sind Solbäder. Durch den Kreis verläuft der Mittellandkanal.
 
 3) katholisches Bistum, unter Karl dem Großen (vor 803?) errichtet und der Kirchenprovinz Köln eingegliedert. Das früh- und hochmittelalterliche Bistum Osnabrück erstreckte sich von den Mooren links der Ems im Westen bis zur Hunte im Osten und in nordsüdlicher Richtung von den Mooren südwestlich von Oldenburg bis in das Weserbergland hinein. Der Norden des Hochstifts ging 1252 an Münster über. 1803 fiel das Territorium an das Kurfürstentum Hannover. Dieses hob das Domkapitel auf; die geistliche Bistumsverwaltung bestand jedoch weiter. 1824 wurde Osnabrück als exemtes Bistum neu umschrieben, 1858 neu dotiert und 1929, um Gebiete der Nordischen Missionen erweitert, Suffraganbistum von Köln. Mit einem Territorium von rd 45 900 km2 (einschließlich des Bischöflichen Amtes Schwerin [rd. 16 00 km2]) war Osnabrück bis zur Errichtung des (wesentlich aus Teilen seines Bistumsgebietes gebildeten) Erzbistums Hamburg (1994), dessen Suffraganbistum es seither ist, die flächenmäßig größte deutsche Diözese. Bischof ist seit 1995 Franz-Josef Hermann Bode (* 1951).
 

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Os|na|brụ̈ck: Stadt in Niedersachsen.

Universal-Lexikon. 2012.

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